Mein Dacia wird dieses Jahr 12. Eigentlich sollte es das letzte Jahr für den alten Kombi sein, der weiß Gott seine Dienste getan hat. Rund 180.000 Kilometer sind wir zusammengefahren, was heißt, dass wir mitten in der fünften Weltumrundung sind. Dass er hätte gehen sollen, stand schon fest, wo meine Mutter noch lebte. Ein Gebrauchter sollte her. Einer mit Laderampe und entsprechenden Equipment, wo man eine Rollstuhlfahrerin ohne Umsetzen hätte mitnehmen können. Nun, durch den Tod meiner Mutter vor etwa einem Jahr kam es ganz anders.
Letzte Woche kam er: der Bescheid von der Bank. Die letzte große Finanzierung ist abgezahlt. Ein paar kleinere Nebenschauplätze noch und ich bin wieder komplett schuldenfrei. Das erste Mal seit weit über 10 Jahren. Und natürlich liest man auch die Anzeigen der Autohersteller. Ein E-Opel ab 119 € im Monat im Leasing. Auch andere Hersteller haben so Angebote.
Der Vorgänger meines Dacia war ein Corsa-B. Ein manchmal recht eigenwilliges Auto. Ein Auto mit einem eigenen Willen zum Leben. Dreimal hätte es in den sieben Jahren, wo ich ihn hatte einen Vollcrash geben müssen und wenn ich ehrlich bin, bei keinem der Crashs hätte ich große Chancen gehabt, ohne große Verletzungen oder gar lebend herauszukommen. Aus unerfindlichen Gründen konnte der kleine rote auf einmal schneller fahren, als sein Hersteller es ihm zugestehen wollte, härter in die Bremsen treten als der Bremsweg rechnerisch hätte sein können und er war auch schonmal beweglicher als es so eine schnöde Metallkonstruktion es hätte eigentlich sein dürfen. Für mich war der kleine Wagen ein Held.
Leider kamen dann die Schäden. Zuviel Rost. Eine damalige Opel-Krankheit. Und irgendwie wollte Frau Merkel mir unbedingt das 5-6fache des Werts für mein altes rostiges Auto bezahlen, so das ich halt zu meinem Dacia Logan MCV kam.
Einen Tesla würde ich mir genauso wenig leisten können, wie die Derivate der Nobelkarossenhersteller aus München oder Stuttgart. Die meisten Asiaten hauen mich nicht so wirklich um, aber ich musste zugeben, Opel stellt mit dem mocca-e und Corsa-e zwei attraktive E-Autos her. Das mag daher kommen, dass ich meinen alten Corsa mochte und Opel immer noch mag, auch denn die Marke zuletzt doch etwas wie eine Plakette durch die Konzerne hin und her gereicht wurde.
So ein Stromer wäre an sich nicht schlecht dachte ich mir. Wobei ich hier auch, dann die günstigeren Unterhaltskosten und daran dachte das Strom tanken deutlich günstiger als Sprit ist.
Leider machte Opel mir so etwas einen Strich durch die Rechnung und kündigte den Start des Astra-e erst für Ende 2022 an. Ich denke bei den derzeitigen Problemen auf dem Automarkt wird es erst im Laufe 2023, bis dieses Modell ernsthaft auf dem Markt sein wird.
Rund 350 Kilometer kann der elektrische Corsa mit einer Akkuladung fahren. Und im Stadtverkehr kam er ziemlich nah an die Nominalleistung heran, zumindest im Sommer. Im Winter gibt es natürlicherweise einen Leistungsabfall. Heizung frisst mehr Strom. Die Akkus speichern bei Kälte schlechter die Energie. Kennt man alles.
Etwas frustrierend fand ich die Berichte, die dem Kleinen nur rund 200 Kilometer auf der Autobahn zusprachen. Mein Lieblingsurlaubsort Friedrichskoog liegt rund 430 Kilometer entfernt. Heißt mindestens zwei Ladestopps. Gut der e-Corsa wird ja auch nur als City-Flitzer angeboten. Nur im Urlaub heiße es die Ausflugsziele dann auch mit E-Zapfsäulen zu planen. Und was, wenn mal keine der avisierten Säulen frei ist?
Immerhin, bei Ladung mit 100KW ist der Opel-Flitzer innerhalb von 30 Minuten wieder auf 80% aufgeladen.
Ja, stimmt. Aber auch nur, wenn man das Modell mit dem richtigen Ladeadapter bestellt.
Ein E-Auto ist ja schön und gut, aber der will auch geladen werden. Und damit fangen meine Probleme an.
Ich habe ein Dreifamilienhaus… ich nenne es abwertend gerne Bruchbude. Vorne Häuserfront, hinten Garten. OK, bleiben wir bei der Realität: Wildnis. Garten kann man das dahinten nicht mehr nennen. Heißt meine Autos haben bisher immer am Straßenrand geparkt. Ich habe halt keine Hofeinfahrt und den ersten Stock meines Hauses entkernen und dort zwei Garagen rein zu bauen, wird mir die untere Denkmalschutzbehörde leider nicht genehmigen.
An der Straße gibt es zwar Licht, aber die Funzeln hängen leider an den Häusern. Also keine Laternenpfähle, die sich, wie es gerne mal in Infovideos gezeigt wird, zu Ladestationen auf- und umrüsten lassen. Auch gäbe es das Problem, dass man einen festen Parkplatz bekommen müsste. Bei der Nachbarschaft hier…. Vergessen wir das mal lieber.
In der fußläufigen Nähe zu meiner Arbeit – also keine 100 m entfernt – gibt es zwei Ladestationen, von denen es in dieser Art insgesamt 9 in der ganzen Stadt verteilt gibt. Nur ich bin zu Fuß schneller an der Arbeit, als dass ich das Auto dort hingefahren hätte und an der Säule angeschlossen hätte.
Die Säulen haben eh ein Problem: Highspeed-Laden ist nicht. Nuckelst Du den Akku zu weit aus, hängt das Auto mal eben 5 Stunden an der Ladestadtion, wahrscheinlich sogar länger, da hier zum Laden der langsamere Universaladapter zum Einsatz kommen müsste. Heißt, bei niedrigem Akkustand mal eben rüber nach Kassel düsen ist nicht. Man muss seine Fahrten und Ladezyklen vorplanen. Und wenn Du Pech hast, musst Du eben über Nacht laden und dann wenn Du Dein Auto braucht mal eben durch die halbe Stadt zu laufen, um es Dir abzuholen.
Wirklich Toll ist das nicht.
Insbesondere wenn man weiß, dass einige Geschäftler einen Teil ihrer Fahrzeugflotte auf E-Mobil umgestellt haben, was auf der einen Seite ja vorbildlich ist. Aber mangels eigener Lademöglichkeiten, die öffentlichen Stromzapfsäulen gut auslasten.
Man könnte ja auch eine Garage mieten.
In der Tat: In der Nähe gibt es hinter den Häusern einige Garagen. Bei einigen Häusern auch deutlich mehr Garagen als Mieter in den Häusern sind. Und theoretisch könnte man auch Strom in eine Garage legen. Hier gibt es gleich mehrere Probleme.
Auch, wenn es staatliche Förderungen für diese Wallboxen gibt: Nicht alle Garagen sind von Grund auf elektrifiziert. Und ob Vermieter so glücklich sind, wenn man mal eben Strom verlegen will, sei mal dahingestellt. Aber selbst wenn, dem so ist: Die Kosten für das Stromlegen müsste ich schlucken. Ich will ja schließlich auch mein E-Auto in der schönen Garage laden.
Nur was, wenn ich wegziehe? Entweder der Vermieter freut sich über eine schön verstromte Garage oder ich darf ggf. zurückbauen.
Und insgesamt stellt sich die Frage auch nicht: Würde ich heute eine Anfrage wegen einer Garage bei den in Frage kommenden Vermietern stellen, hätte ich vielleicht in 10 Jahren eine Garage, wenn nicht noch später.
Ich will nicht alles schlecht reden. Im Alltag käme ich mit der Reichweite des Autos ja in 95% der Fälle aus. Es gibt bei mir, insbesondere im Sommer, Wochen wo ich keine 20 Kilometer mit dem Auto zusammen bekomme.
Nur das Handling mit dem „Tanken“ schreckt mich schon noch etwas ab.
Zwar hängt unten an der Avia-Tankstelle ein Plakat, dass man auch eTanken irgendwann anbieten will und ich gehe davon aus, dass da noch andere Anbieter sicher nachziehen werden. Aber zur Zeit, sehe ich E-Mobilität, wenn es die Möglichkeiten im Eigenheim nicht hergeben, noch etwas problematisch.
Und wenn käme eh nur Leasen infrage. E-Autos stehen noch ziemlich am Anfang, auch wenn es diese vor über 100 Jahren schon gab. Da wird sich technologisch in den nächsten Jahren mit Sicherheit so einiges tun. Und sich dann ein Model ans Bein binden, was in 2, 4 oder 6 Jahren schon als hoffnungslos veralten gelten könnte, das will ich nicht.
Viele der Probleme sind leider politischen Voraussetzungen geschuldet. Man weiß nicht erst seit gestern, dass wenn man ab den 2030er Jahren auf neue Verbrenner verzichtet werden soll, für die neue Technologie, die uns bewegen soll, eine entsprechende Infrastruktur vorhanden sein muss. Nur tut sich hier viel zu wenig. Wenn sich was tut, dauert es viel zu lange. Und schaut man sich bei unseren EU-Nachbarn um, muss man schnell feststellen, dass hier schon einige flotter als Deutschland unterwegs sind. Und das wo wir uns doch auf die Fahnen geschrieben haben Vorreiter des Wandels zu sein.
Man sollte hier auch nicht zu lange warten mit dem Handeln, sonst verspielt man sich das Vertrauen, derer die schon testweise umgestiegen sind und manch einer der auf ein eAuto geschielt hat, wird sich am Ende doch kurz vor Toresschluss einen Verbrenner holen, weil einfach zu viel mit dem E noch nicht passt.
Ziemlich sicher ist, egal wie ich mich entscheide, mein Dacia wohl doch noch einmal durch den TÜV muss. Wer heute ein neues Auto kaufen will, sollte langen Atem haben, auch was die Lieferzeit angeht.
Ich bin selbst gespannt was ich machen werde.
Foto: Opel.de (von Homepage am 13.01.2022) und canva PRO / Layout: canva PRO und Norbert Beck
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Einst wollte er nur laufen. Dann kamen gesundheitliche Rückschläge und die Pflege eines Angehörigen, was zu einem jahrelangen Leben am gesundheitlichen Limit führte. Nun ist er wieder auf dem Weg zurück und sagt immer noch: „Ich bin schlank, man sieht doch nichts!“ Seine Ziele: gesünder leben, Kilos verlieren, Spaß haben und irgendwann wieder laufen.