„Tu’s hier“, das war beim Handel, dem Handwerk, Dienstleistern, Banken und alles, was hier in der Region zwischen Werra und Meißner Geschäfte machte, seit den 2000er Jahren ein geflügeltes Wort. Man sollte sein Geld in der Region lassen, damit die Jobs hier gesichert werden.
Mit dieser Idee standen die Kommunen um Eschwege nicht alleine da, ähnliche Initiativen und Aktionen entstanden überall in Deutschland. Teilweise wurden diese Aktionen noch mit regionalen Gutscheinen oder Stadt-Währungen flankiert. An sich ist das ganze auch keine schlechte Idee.
So ein System muss aber auch funktionieren.
Im Kleinem, habe ich mit diesen Systemen kaum Probleme. Geflügel beim Bauern kaufen, Fisch beim freundlichen Fischhändler, Obst und Gemüse von hiesigen Höfen. Wenn man saisonal einkauft, eine tolle Sache und oft auch nicht unmittelbar teurer als im Supermarkt.
Schlecht wird es, wenn dazwischen Anbieter sind, die auf ihr eigenes Wohl mehr aus sind, als auf das deren Kunden, ggf. dazu noch schlecht informiert sind oder sich ihres Geschäftes zu sicher. Ein paar Beispiele gefällig.
Fangen wir mal klein an:
Wer wie ich stark übergewichtig ist, hat nicht viele Chancen Klamotten zu kaufen. Aber es gibt sie, die paar Markenhersteller, die auch in 4XL, 5XL oder 6XL etwas herstellen. Interessant ist es, wenn man im Online-Shop passende Waren findet, den Umsatz dem hiesigen Store gönnen will und dort – ohne im System nachzusehen – die Aussage getroffen wird: Derartige Größen gibt es von unserer Marke nicht. Komisch, ich hab diese im Kleiderschrank, aus dem Lager des Markenherstellers, direkt dort bestellt.
Zwischen Klassifizierungen wie A, A++ und dergleichen kann es schonmal Unterschiede geben. Insbesondere, wenn Jahre vergehen, und die Klassen bei Elektroprodukte aufgeräumt werden. Wenn dann Eschweger Händler Produkte anbieten, die vor zwei oder drei Messen schon nicht mehr aktuell waren, dann kann dies dem Kunden schon mal einige Euros auf der Stromrechnung kosten. Ich kann nur vermuten, dass die Kunden es dann nicht hier getan haben, denn die betreffenden Anbieter gibt es nicht mehr.
Banken können viel Geld kosten. Banken können auch Nerven kosten. Wenn mehrere Faktoren zusammenkommen, dann ist die lokale Hausbank eben nicht mehr die eigene Hausbank, sondern eine Bank, wo man sich besser aufgehoben fühlt.
Manchmal muss das nicht direkt an den Banken, sondern an deren Beratern liegen, die, wenn man Pech hat, nur dann besonders aktiv sind, wenn es Provisionen zu verdienen gibt.
Dieses Pech hatte ich, leider. Bei einer Finanzierung einer Haussanierung wurden ein paar Details nicht ganz so erklärt. Das Ende vom Lied: Das Darlehn, war kein normales Darlehen, sondern nicht regulär kündbar. Im Verhandlungsprotokoll, stand dann verklausuliert etwas, was, wenn man die Termina verstanden hätte, auf diesen Umstand hätte kommen können. Irgendwo, muss der Berater vergessen haben diese Details zu erklären, weder wo es um den Vertrag ging, noch wo Unterschriften gemacht wurden. Mein Pech: Am Ende war meine Unterschrift unter dem Verhandlungsprotokoll.
Selber Bankberater, diesmal Versicherungen. Hier gab es Probleme, dass fehlerhafte Beiträge ermittelt wurden, da vom Vorversicherer Werte nicht übernommen werden konnten. Das wusste ich über fast 3 Monate jedoch nicht.
Jedes Mal Widerspruch, neue Abrechnung und die Aussage über die Klärung seitens des Bankberaters. Prompt nach der Rechnung wurde dann der falsche hohe vierstellige Betrag abgebucht und nicht der wirkliche Betrag im niedrigen dreistelligen Bereich. Folge: Lastschriften, Daueraufträge platzen… Stornogebühren, Mahngebühren, Rückbuchungsgebühren. Da man auch einen temporären Entzug der Lastschriftvollmacht ignorierte, entstand am Ende des Tages ein Schaden im geringen vierstelligen Bereich.
Das Ende vom Lied war: Schon bei der Vorversicherung war ein Fehler entstanden. Schon da wurden die Altvertragsangaben nicht sauber übernommen. Da ich aber nur ein Jahr dort versichert war und der Aufwand zu groß gewesen wäre, ignorierte man dies. Ein Anruf des „Ich kläre das“-Beraters, der auch die Provision für die Vertragsabschlüsse kassiert hatte, intern bei der entsprechenden Abteilung und die Sache wäre geklärt gewesen. Geklärt wurde dies erst, nachdem ich mich direkt an die Abteilung gewendet habe und mit rückwirkender Kündigung gedroht hatte.
Innerhalb von zwei Wochen war die Sache dann mit Mitwirken der Vorversicherer erledigt. Ich hatte endlich einen Versicherungsschein mit korrekten Beträgen, die korrekt abgebucht wurden. Auf meinem Schaden blieb ich sitzen.
Berater kamen und gingen. Darauf angesprochen, warum ich auf die Bank sauer sei hieß es immer wieder: Wir klären das. Hier tat sich aber noch weniger, als wie bei dem vermutlich hochgelobten Berater: Nichts.
Später zeigte sich, dass die Bank auch extrem unflexibel und bürokratisch ist. Corona. Kurzarbeit. Zur Sicherheit, ob dem Verlust von 1/3 des Lohnes, setzte ich die Zahlung der Kredite aus. Was bei einer alternativen Bank mit einem einfachen Schreiben mit Bestätigung durch den Arbeitgeber einherging und bestätigt wurde, wurde bei der Hausbank zu einer Formualarschlacht mit Autogrammstunde. Bürokratischer und umständlicher geht es nimmer. Das Spiel setzte der Umständlichkeit setzte sich bei der Schließung des Kontos meiner verstorbenen Mutter leider genauso fort, inklusive unsinniger Ausweiskopien, wo eine normale Verifizierung eigentlich vollkommen ausreichend ist.
Ich bin froh, wenn der 01.07. ist und sich die Wege dann trennen, was auch für deren Hausversicherung gilt, gegen die man sich eigentlich auch nochmal zusätzlich versichern müsste.
Kredite kann man abzahlen, sind diese abgezahlt kann man sich etwas mehr leisten. In diesem Fall sollte nach 13 Jahren ein neues Auto ran. Ein e-Auto. Eigentlich hatte ich mich recht schnell für ein bestimmtes Auto entschieden und sprach das entsprechende Autohaus vor Ort an.
Die ersten Angebote sahen auch vielversprechend aus. Ich hatte mit meiner neuen Bank noch paar Sachen zu klären, vor allem wie ich die 6.000 € Anzahlung, die ich ja von der BAFA wiederbekomme, deckeln kann, ohne zu viel Aufwand zu betreiben und Kosten zu verursachen. Der Vorschlag meiner Bank war, dass ich mehrere kostenlose Kreditkarten nutzen, mit entsprechendem Limit nutzen könne. Für 4 Wochen wäre das Geld zinsfrei. Würde die BAFA fristgerecht zahlen, würden mir damit keinerlei Kosten entstehen. Und wenn nicht, zahle ich eben für ein paar Tage Zinsen, was billiger wäre als Spareinlagen aufzulösen, die mir die Banken vor dem Hintergrund von Guthabenzinsen so heute nicht mehr gewähren würden oder einen Kredit aufzunehmen, um ihn sofort wieder aufzulösen.
Ich war erstaunt, dass das Autohaus die Möglichkeit verneinte. Dies würde dem Geldwäschegesetz widersprechen. Eine seltsame Begründung, bei der das Autohaus, wo ich dieser Tage dann den Leasingvertrag unterschrieben habe, nur den Kopf schüttelte. Noch mehr erstaunt war ich, dass wo ich eigentlich hoffte bestimmte Rabatte zu bekommen, dass man mir quasi kurz bevor man handelseinig wurde eine Preiserhöhung von round about 23 % auf den Tisch servierte. Auch eine Lieferung in diesem Jahr sei nicht mehr möglich.
Zeit, über den Tellerrand zu sehen. Leider wurden die Blicke nicht besser.
Von meiner Seite spielte ich mit offenen Karten. Ich gab, wonach ich suchte, wie weit ich bereit wäre finanziell zu gehen, wohl wissend, dass bei den angefragten Herstellern mindestens ein Modell vorhanden war, was sowohl von der Leistung als auch vom voraussichtlichen Leasingbetrag in meine Auswahl passen würde.
Händler Nr. 1 ignorierte mal die preislichen Vorstellungen und bot mir ein Komplett-Paket an, was eben mal doppelt so teuer war wie veranlagt und auch doppelt so teuer wie in der Werbung. „Sie können ja die Positionen die sich nicht brauchen rausrechnen, ist alles einzeln angegeben.“ Ich rechnete raus und landete immer noch beim 1,6fachen des geplanten Leasingsatzes.
Beim zweiten Händler tauschte man mal eben Kleinwagen gegen Kleinstwagen aus. Zwar würde ich da noch fast 20 % zu meiner geplanten Rate sparen, aber ich wollte sicher kein Auto, was im Kofferraum meines jetzigen Fahrzeugs passt.
Dem Händler Nr. 3 muss ich zumindest zuschreiben, dass er ehrlich war. „Wir könnten frühestens in 18 Monaten liefern.“. Lieber so, als was versprechen, was man nicht halten kann. Theoretisch hätte dieser bei den diversen Submarken verschiedenste Modelle im Angebot, halt alle mit diesem Lieferzeitproblem.
Ich sah über den Tellerrand. Mein Wunschmodell nur nochmal bei einem Autohändler in der Wartburgstadt. Ich war überrascht: „Preiserhöhung? Davon wissen wir nichts?“, „Liefertermin? 2022 könnte knapp werden, aber bisher wird noch November/Dezember 2022 vom Werk bestätigt.“
Bei der Beratung konfigurierten wir den Wagen. In erster Linie waren dies zwei sinnvolle Optionen, die ich hinzufügte und paar zusätzliche Leistungen für den Garantiefall. Am Ende stand hier mehr Auto für weniger Geld im Raum. Ich zahle eine geringere Rate, ich zahle rund 1.300 Euro weniger Überführungskosten. Insgesamt zahle ich über die Vertragslaufzeit rund 4.000 Euro weniger, als beim Eschweger Händler. Und das ist letztlich ein Punkt, wo das „Tu‘s hier“ durchs Portemonnaies geht.
Dieses Bild könnte ich noch mit Handwerkern, die im Schornstein ein Rohr einziehen sollen, und nicht prüfen, ob dies überhaupt geht, dabei die Wände aufreißen und dann wieder alles rückbauen müssen, worauf der Schornsteinfeger mir mitteilte: „Bei Häusern wie dem ihrem gibt es hier immer wieder Probleme, dass der Schornstein krumm ist und vereinzelt Steine nicht sauber und bündig eingemauert sind, dies hätte man aber schon im Vorfeld erkennen können.“
Natürlich ist nicht alles schlecht. Die Arbeit von unserem Dachdecker war mehr als nur gut. Und vor allem tat man alles, um am Ende ins Budget zu passen. Nicht selbstverständlich gerade im Handwerk und in heutigen Tagen.
Aber daher hereinzugehen geht ein „Tus hier“ oder wie auch immer man solche Aktionen nennen will immer mehr durch die Geldbörse. Wenn man da schon etwas mehr bezahlen soll, erwartet man auch besonders gute Leistung. Leistung, die leider nicht an allen Ecken glänzt.
Und wenn die Preisunterschiede dann doch größer werden, nutzen am Ende auch derartige Aktionen nicht viel. Ein paar Hundert Euro oder bei größeren Projekten einige tausende, können dann nicht das positive Gefühl lokal was zu tun aufwiegen, sondern werden in so fällen letztlich einfach irrelevant.
Wenn man so Aktionen macht, sollten die Anbieter sich also auch richtig ins Zeug legen, damit ein „Tu’s hier“ sich für beide Seiten lohnt. Win-Win-Situationen sind einfach keine Einbahnstraßen und wenn nur einer gewinnt, macht es halt nicht allen Beteiligten Spaß.
Foto: Bild “Obermarkt Eschwege” von markus11 auf Pixabay / Beitragsbild-Layout: Norbert Beck & canva PRO
Rechtschreibung
Die Interpunktion und Orthographie dieses Textes sind frei erfunden. Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Rechtschreibregeln wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt.
Mal im Ernst: Jeder, der schreibt, macht mal Fehler. Die Texte in diesem Blog werden vor Veröffentlichung mit einer Basic-Version von languagetool.org geprüft, sodass zumindest die gröbsten Fehler draußen sein sollten. Damit haben die Texte in diesem Blog schon mal weniger Fehler als die unserer hiesigen Heimatzeitung, und das will schon was heißen.
Teile die Beiträge
Wenn dir der Beitrag gefallen hat, wäre es schön, wenn du ihn auf sozialen Medien wie Facebook, Twitter, Instagram und Co. teilen würdest. Das Teilen der Beiträge hilft, diesen Blog und dessen Podcast bekannter zu machen, sodass noch mehr Leser die Beiträge lesen. Und je mehr Leser, umso mehr Spaß macht allen Beteiligten der Blog.
Kommentare, Ideen und mehr
Hast du Ideen oder Themen, worüber man schreiben könnte, oder Tipps? Dann schreibe doch einfach eine Mail über das Kontaktformular oder an die Mailadresse im Impressum. Oder noch einfacher: Hinterlasse einfach einen Kommentar. Eure Reaktionen zeigen, dass Interesse an dem Blog und dem dazugehörigen Podcast besteht. Man könnte dies auch als eine Art Applaus verstehen, so wie ihn Leute bekommen, die auf einer Bühne stehen.
Einst wollte er nur laufen. Dann kamen gesundheitliche Rückschläge und die Pflege eines Angehörigen, was zu einem jahrelangen Leben am gesundheitlichen Limit führte. Nun ist er wieder auf dem Weg zurück und sagt immer noch: „Ich bin schlank, man sieht doch nichts!“ Seine Ziele: gesünder leben, Kilos verlieren, Spaß haben und irgendwann wieder laufen.