Es ist mir völlig klar, dass ich mich mit diesem Beitrag wieder in die Nesseln setzen werde. Das ist mir ja schon mit Kassel passiert, als ich sagte, dass für mich das Schönste an Kassel die Schilder sind, die verkünden: „Sie verlassen nun Kassel.“ Ich finde Frankfurt übrigens auch nicht schön – eher das Gegenteil. Klar, Kassel wurde gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, wie viele andere Städte, quasi dem Erdboden gleichgemacht. Aber dann kam der Wiederaufbau, und in ehemals charmanten Innenstädten sprossen potthässliche Betonklötze wie Pilze aus dem Boden.
In meiner Reha bekam ich eine Kurkarte, und die hatte einen tollen Vorteil: Sie erlaubte es, die öffentlichen Verkehrsmittel im Verkehrsverbund von Rheinland-Pfalz zu nutzen. Ich war noch nie in Köln, also dachte ich mir: „Warum nicht? Samstags und sonntags passiert in der Reha-Klinik eh nichts Spannendes.“ Remagen umsteigen, NRW-Ticket holen, los geht’s.
Schon in der Reha wurde ich vor dem hässlichsten Bahnhof Deutschlands gewarnt. Spoiler: Der ist nicht in Köln, sondern in Bonn, und wurde mit grandiosen 0 Punkten zum Sieger gekürt. Aber nicht nur der Bahnhof war hässlich, sondern auch meine Planung – oder besser: das, was ich dafür hielt.
Eigentlich wollte ich in Bonn gar nicht umsteigen. Ich wurde gezwungen. Eine genervte Stimme im Zug verkündete: „Unsere Fahrt nach Oberhausen endet in Bonn vorzeitig. Wir haben leider einen Schaden…“ Und so begann das Chaos. Ich hatte ohnehin schon zwei Dinge übersehen: Erstens, es war Montag, der 11.11., also der Auftakt des Kölner Karnevals. Zweitens, der 1. FC Köln hatte ein Heimspiel. Und drittens – ja, es gibt auch eine Krönung –, die Weihnachtsmärkte waren im Aufbau. Kurz gesagt: Es hätte keinen schlechteren Termin für einen Köln-Besuch geben können.
Im Zug nach Köln stand ich mangels Sitzplatz. Mein Rücken protestierte lautstark: „Ich mach hier gleich schlapp!“ Für die eigentlich kurze Fahrt nach Köln-Deutz brauchte der Zug fast eine Stunde, weil immer wieder irgendwelche Deppen die automatisch schließenden Türen blockierten. Irgendwann kam ich dann doch an und stieg am Hauptbahnhof aus – bloß raus hier. Direkt vor dem Bahnhof sah ich das größte und bekannteste Gebäude der Stadt.
Mein erster Gedanke: „Mein Gott, ist das Ding hässlich.“ Irgendwie musste ich an Mordor, Herr der Ringe und Kazadûm denken – düster, bedrohlich, monumental.
Ich wollte mich setzen. Aber: keine Bänke. Ich schlenderte durch die Gegend und stellte fest, dass auch die Umgebung des Doms nicht wirklich schöner war. Auf der Domplatte fand ich schließlich doch eine Bank und beobachtete das bunte Treiben. Was soll ich sagen? Fragezeichen über meinem Kopf.
Dom, das heißt doch katholische Kirche, oder? Warum also tummelten sich dort massenweise Menschen mit offensichtlich arabischem Hintergrund, die sich begeistert mit dem Tempel einer konkurrierenden Sekte fotografierten? Ich kapierte es nicht.
Ich besuchte den Alter Markt, den Heumarkt und diverse andere Sehenswürdigkeiten. Aber irgendwie erinnerte mich Köln an Kassel: prunkvoll an einigen Stellen, ja, aber ansonsten – hässlich. Im Ruhrgebiet gibt es einige Städte, die ebenfalls nicht schön sind, aber da weiß man wenigstens, woran man ist. Von Köln hatte ich einfach mehr erwartet.
Mittagszeit. Hungerzeit. Und hier meldete sich meine Fehlplanung wieder lautstark zu Wort. Köln mag eine hohe Lokaldichte haben, aber an diesem Tag war alles anders: Die Lokale waren entweder überfüllt, weil man den Karneval oder den Fußball feierte, sie waren geschlossen wegen „geschlossener Gesellschaften“ oder sie ruhten sich für den großen Montag aus. Die Weihnachtsmarktbuden waren zwar aufgebaut, aber natürlich nicht geöffnet. Und während einer Reha zu McDonald’s oder Burger King zu gehen, das macht man einfach nicht.
Dann gab es noch die Lokale mit Rheinblick. Oder besser: „Rheinblick“ – irgendwo hinter ein paar Bäumen und einer Promenade konnte man den Rhein erahnen. Dieser Hauch von Panorama vervielfachte die Preise natürlich.
Etwas irritierend fand ich auch, dass außer ein paar Linien zum Museum keine Schiffe fuhren. „Saison vorbei,“ hieß es. In Koblenz – eine Woche später, wohlgemerkt – fuhren wenigstens noch vereinzelt Schiffe am Wochenende. Aber hier: tote Hose.
Ich wollte schließlich über die Hohenzollernbrücke Richtung Deutz. Ein Tipp: Überlegt genau, wann ihr das macht. Ich sage nur: Menschenmassen. Immerhin konnte man die hunderttausend Liebesschlösser bewundern, die da an den Zäunen hängen. Ich möchte nicht wissen, was die wiegen.
Auf der anderen Seite gibt es eine Aussichtsplattform, wo man gute Fotos machen kann – wenn man sich durch die Menge kämpft und sein Handy nicht auf den Beton fallen lässt. Spider-App inklusive.
Der Bahnhof Deutz/Messe ist… übersichtlich. Sitzplatz im Zug? Vergesst es. Irgendwo ab Köln Süd kamen wieder die Fußballfans an Bord. Feiern sieht anders aus – offenbar war es nur ein 1:1 gewesen.
Bonn, nächster Halt. Der Bahnhof zeigte mir noch einmal, warum er so berühmt-berüchtigt ist: bettelnde Menschen an jeder Ecke, schmuddelige Atmosphäre, und trotz weniger Gleise unübersichtlich wie ein Irrgarten.
Gegessen habe ich schließlich in Remagen am Bahnhof – eine Bockwurst. Der Hunger trieb sie rein. Fazit: Köln? Abgehakt. Muss ich nicht so bald wiederholen.
Foto: Norbert Beck / Beitragsbild-Layout: Canva-Pro und Norbert Beck
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Einst wollte er nur laufen. Dann kamen gesundheitliche Rückschläge und die Pflege eines Angehörigen, was zu einem jahrelangen Leben am gesundheitlichen Limit führte. Nun ist er wieder auf dem Weg zurück und sagt immer noch: „Ich bin schlank, man sieht doch nichts!“ Seine Ziele: gesünder leben, Kilos verlieren, Spaß haben und irgendwann wieder laufen.