Büsum – Mittwochs geschlossen

Es ist Herbst. Vollkommen klar. Die Nebensaison naht, auch das ist klar. Natürlich spielt auch Corona und seine Beschränkungen kräftig mit, auch dies sollte jedem klar sein. Trotzdem muss ich sagen: Nein, die Gründe zählen für mich nicht. Heute war ich in Büsum und hatte am Ende nur einen Eindruck: Mittwochs hat Büsum geschlossen.

Ich war schon oft in Büsum. Allein in den Urlauben mit meiner Mutter waren wir quasi jeden zweiten Tag da. Der kleine Hafen machte meiner Mutter Spaß, wir genossen die Strandpromenade, das gehen ins Watt. Mit Classen-Eilts haben wir immer die große Nordsee-Fahrt mitgemacht. Das war eine 6-8 Stündige Fahrt auf der Lady of Büsum, einem großen Schiff was sonst im Linienbetrieb zwischen Büsum und Helgoland war.

In einem großen Souvenirladen zwischen Cafe Knüppel und einem Asia-Restaurant haben wir immer irgendwelchen Tinnef gekauft. Meist fehlte meiner Mutter eine Mütze oder ein Halstuch, auch das gab es dort. Im Restaurant “Am Park” hatte ich meiner Mutter Krabben untergeschoben. “Komm mir nicht mit diesem Gewürm…”, hieß es immer und dann kam ich ihr mit Scholle, die mit Käse und einer Soße überbacken war. Und drunter versteckten sich die Krabben. “Mh… nussig…” und plötzlich waren Krabben ihre Lieblingsspeisen.

Heute war ich in Büsum und war überrascht. Direkt am Museumshafen gibt es ein Lokal. Sorry, gab. Damals hieß es glaube ich Anker 1, jetzt stand was mit Lucifer dran und dass dieses riesige Lokal zu verkaufen ist. Die vorgenannten Läden und Restaurants waren zu. Aber nicht nur diese, auch andere Lokale und Läden machen mittwochs zu. Andere wieder, wo wir Mittags früher volle Tische sahen, machen nun erst am späten Nachmittag zum Abendtisch auf.

Auch bei der Schifffahrt hat sich einiges getan. Classen-Eilts gibt es in der Form nicht mehr. Mittlerweile hat sich Adler ausgebreitet. Adler-Eilts heißt es nun von Nordstrand bis in den Westen an vielen Häfen der Nordseeküste. An sich nichts Schlechtes. Mit einem Adler-Schiff verbinde ich aus einem Urlaub in Nordstrand, wo meine Mutter schon im Rollstuhl saß, ein sehr positives Erlebnis. Nur Schifffahrt ab Büsum kenne ich anders… an diesem Tag fuhr wohl nur die Funny Girl nach Helgoland. Die Lady – eines meiner Lieblingsschiffe – lag im Hafen.

Und der Fahrplan war extrem ausgedünnt. Die OL Büsum ging auf Seehundstour und der Krabbenkutter “Hauke” war zweimal auf Krabbenfangfahrt. Das war’s.

Ich kenne das alles anders. Früher lag der Kutter kaum am Kai, schon war er wieder auf Tour und die OL war mindestens zweimal auf Seehundstour und machte zwischendurch mindestens locker zwei, drei einstündige Küstenfahrten.

Die Seehundstour muss heute gut ausgelastet gewesen sein. Wenn ich das nehme, was da heute auf das Schiff drauf gegangen ist, könnte man glauben es gibt kein Corona mehr. Naja, es gelten die 3G, Maskenpflicht wenn der Abstand von 1,5 m zu anderen Haushalten nicht eingehalten werden kann und so weiter. Aber auch wenn ich das Publikum sonst nehme: Da ist mehr drin.

Ich hatte wegen einer Seehundstour am Freitag gefragt. Leider ist nicht sicher, ob und wenn ja welche Touren bis zum Wochenende stattfinden. Ein Sturmtief soll über Nacht aufziehen. Eine ehrliche Antwort, die ich so respektiere. Unter dem Sturm könnte auch eine persönliche Tour – die für mich einen private Abschluss bringen soll – leiden oder im extremsten Fall nicht stattfinden.

Wegen der Lokale und Geschäfte könnte jetzt jemand kommen und mit Saisonende argumentieren. Dann sagt das mal den Gästen. Trotz mäßigem Wetter was angesagt war – es sollte schon bevor das Sturmtief kommt regnen – war die Stadt proppevoll. In den Lokalen einen freien Platz zu finden war schwierig.

Auch sonst hatte ich eher den Eindruck mitten im Sommer da zu sein, statt in der letzten September-Woche. Und auch früher, war wo ich mit meiner Mutter reiste und noch deutlicher in die Nebensaison ausgewichen bin, immer noch deutlich mehr los.

Sind wir doch mal ehrlich: Corona hat den Wirten viel vermiest. Erst so April/Mai, eher Mai als April machte Schleswig-Holstein langsam wieder auf. Normalerweise ist an der Küste so um die Zeit von Ostern schon reichlich Betrieb. Und an anderen Orten hatte ich mich mit Wirten unterhalten, die sagten: “Normal ist bei uns Anfang Oktober Schluss, wir nehmen dieses Jahr definitiv noch die Herbstferien mit.” Der Kampf, der Versuch verlorenes aufzuholen, sollte eigentlich in jedem stecken.

Und man sollte auch immer eins Bedenken: Restaurants die zu sind, Läden die zu sind, Angebote die nicht wahrnehmbar sind… all das frisst Flair.

Aber ich wurde auch positiv überrascht.

In der zu vollen Innenstadt hatte ich keine Lust zu essen. Es wurde dunkel, der Regen kündigte sich an. Bei meinem Auto in der Nähe des Parkplatzes am Hafenbecken waren zwei Fischbuden. Irgendwie ging ich an diesen vorbei. Sah noch in zwei Restaurants und war bei einem etwas irritiert, das dieses medizinische Masken verweigerte und auf PP2-Masken bestand. Ich verstehe ja, dass die Masken sicherer sein sollen, ziehe aber bei diesen Masken nach 15, 20 Min. tragen Nebenluft. Und dann schräg gegenüber lag ein Fischladen mit Bistrobetrieb. Möller am Fischereihafen…

Schon wo ich hereinkam begrüßte mich ein junger Mann, wies mir einen schönen Platz an und war überaus freundlich. Günstige Preise, riesige Portionen und leckeres Essen. Und das ganze Team superfreundlich. Jedes Mal, wenn jemand vorbeikam, fragte man, ob alles OK sei, ob es schmeckt, man noch etwas für mich tun könne. Und man merkte den Damen und Herren an, dass denen die Arbeit Spaß machte. Wenn ich wieder in Büsum bin, werde ich wieder hier essen, auch wenn das Lokal hinter dem Hafen versteckt etwas abseits zu liegen scheint. Für mich ist es mitten drin und ein Stück echtes Büsum.

Und vor allem: Hier war mittwochs offen!

Foto: Norbert Beck / Grafik-Layout: canva PRO und Norbert Beck

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